São Tomé & Príncipe: Ein kompletter Reiseführer
Als ich zum ersten Mal von São Tomé & Príncipe hörte, wusste ich nicht viel über diese kleinen Inseln im Golf von Guinea. Doch die Beschreibung im Reiseführer ließ mich aufhorchen: Unberührte Natur, tiefgrüne Regenwälder und eine spannende Geschichte. Sofort war meine Neugier geweckt. Wo genau liegen diese Inseln, und was macht sie so besonders?
In diesem Reiseführer teile ich meine Erfahrungen und Eindrücke von São Tomé & Príncipe. Ich nehme dich mit auf unsere Reise, erzähle von der Anreise, den lokalen Köstlichkeiten und den Highlights meines 2-Wöchigen Aufenthalts. Wenn du auf der Suche nach einem Reiseziel bist, das abseits der ausgetretenen Pfade liegt, dann bist du hier genau richtig.
Wo in aller Welt liegt São Tomé & Príncipe?
Vor einigen Jahren blätterte ich durch den Lonely Planet Reiseführer „West Afrika“. Eigentlich suchte ich nach schönen Hotels in Gambia, doch dann blieb ich am Kapitel über São Tomé & Príncipe hängen. Dort stand:
„Floating in the Gulf of Guinea, this two-island nation, Africa’s second-smallest, blends natural wonders with a gripping history.”
– Lonley Planet ‚West Africa‘
Und obwohl ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, wo São Tomé & Príncipe auf einer Karte zu finden ist, war mir klar, dass ich dieses Land unbedingt einmal besuchen wollte. Die Google Bildsuche bestätigte mich in meinem Vorhaben nur umso mehr – tiefgrüne Regenwälder, verlassene Strände und Kokospalmen, soweit das Auge reicht.
Erst einige Jahre später ergab sich die Chance meinen Traum endlich in die Realität umzusetzen, als ich 2024 mit Freunden für einige Wochen in Ghana unterwegs war. Von dort gibt es eine direkte und günstige Flugverbindung nach São Tomé. So richtig viele Informationen konnte ich in Vorbereitung auf meine Reise aber nicht finden, deswegen schreibe ich meine Erfahrungen in diesem Bericht zusammen – für den Fall, dass euch der Satz im Lonely Planet Reiseführer genauso überzeugt hat wie mich.
Grunsätzliches & Anreise:
Ein Blick auf die Inseln: São Tomé & Príncipe
Das erste, was ich lernte, war, dass São Tomé & Príncipe aus zwei Inseln besteht. São Tomé, die größere der beiden, beherbergt nicht nur den internationalen Flughafen und die Hauptstadt, die ebenfalls São Tomé heißt, sondern bietet auch deutlich mehr Unterkünfte, die für mich als Low- bis Mid-Budget-Reisende in Frage kamen.
Die Nachbarinsel Príncipe hingegen ist deutlich kleiner und ursprünglicher, mit noch unberührteren Stränden, die in meinem Reiseführer als „Lost World“ bezeichnet wurden. Umso größer war mein Wunsch, eigentlich beide Inseln zu erkunden. Leider reichten dieses Mal weder die Zeit noch das Budget aus, um meinen Traum zu verwirklichen. Daher beschränkt sich dieser Reiseführer vorerst auf São Tomé. Sollte ich jedoch jemals wieder den Weg ins Paradies finden, werde ich meine Erfahrungen selbstverständlich ergänzen.
Anreise: Der Weg ins Paradies
São Tomé ist nicht ganz leicht zu erreichen – aber genau das macht seinen Charme aus. Direktverbindungen von Deutschland aus gibt es nicht. Wir flogen mit TAP Portugal von Accra direkt nach São Tomé, und der Flug dauerte etwa zwei Stunden. Für Hin- und Rückflug zahlten wir jeweils 350 € pro Person. Überraschenderweise waren wir nur zwei der wenigen Reisenden, die in Accra in den Flieger stiegen; die meisten Passagiere fliegen von Lissabon aus und machen einen kurzen Zwischenstopp in Ghana. Wenn ihr also von Lissabon kommt, solltet ihr etwas Geduld mitbringen, da während des Zwischenhalts in Accra einige Passagiere aus- und einsteigen.
Inselhopping: So gelangst du von São Tomé nach Príncipe
Wenn du mehr Zeit (und Budget) hast als wir, lohnt sich ein Abstecher nach Príncipe auf jeden Fall. STP Airways bietet fast täglich Flüge an, die dich in etwa 40 Minuten von São Tomé nach Príncipe bringen. Stand März 2025 beginnen die Preise für Hin- und Rückflug bei 170 €.
Derzeit gibt es leider keinen regelmäßigen und zuverlässigen Fährdienst zwischen den beiden Inseln – glaubt mir, ich habe intensiv danach gesucht.
Visum: 15 Tage sorgenfrei reisen
Dafür ist die Einreise nach Sao Tome & Príncipe unkompliziert! Reisende aus der EU benötigen für Aufenthalte bis zu 15 Tagen kein Visum. Wer länger bleibt, kann sein Visum bei der Botschaft der Demokratischen Republik São Tomé und Príncipe in Brüssel beantragen. Wir waren aber nur 2 Wochen im Paradies und konnten somit unkompliziert und visumsfrei einreisen.
Beste Reisezeit: Ach deshalb heißt es Regenwald
Auf São Tomé und Príncipe gibt es eine Regen- und eine Trockenzeit:
- Trockenzeit: Juni bis September – ideal zum Wandern und Erkunden
- Regenzeit: Oktober bis Mai – besonders nass im Südwesten
Wir besuchten São Tomé Anfang März, und an vielen Tagen war es wolkig, mit häufigen Regenschauern am Nachmittag. Nach den kurzen, aber heftigen Regengüssen schien die Sonne jedoch schnell wieder. Nach zwei Wochen ohne einen Tropfen Regen in Ghana haben wir die erfrischende Abkühlung sehr genossen! Man merkt schnell, dass man sich im Regenwald befindet. Daher ist es ratsam, flexibel zu bleiben, um Ausflüge und Strandtage an das Wetter anzupassen und gegebenenfalls zu verschieben. Während der Regenzeit können die sowieso schon holprigen Straßen matschig sein und Ausflüge dadurch schwerer umsetzbar.
Bargeld auf São Tomé: Ein Abenteuer für sich!
Cash is King! Selten habe ich ein Land besucht, in dem dieser Spruch so zutreffend war wie in São Tomé. Während unserer Reise durch São Tomé haben wir nur zwei Geldautomaten entdeckt: Einen im Supermarkt in São Tomé City und einen weiteren in São João Angolares. Und beide hatten sehr geringe maximale Auszahlungsbeträge. Nur wenige Hotels akzeptierten die Zahlung mit Karte. Daher lernt aus unseren Fehlern und bringt ausreichend Bargeld mit! (Bestenfalls Euros, aber Dollars gehen auch) Wir hatten uns vor der Reise nicht ausreichend informiert und standen plötzlich verzweifelt ohne Geld in São Tomé. Glücklicherweise hat uns eine freundliche Mitreisende ausgeholfen, indem sie uns Bargeld lieh, das wir ihr später per PayPal zurücküberwiesen – eine wahre Rettung in der Not!
Um die Menge an Bargeld, die ihr mit euch führt, zu reduzieren, fragt eure Unterkunft, ob ihr eure Rechnung per Banküberweisung begleichen könnt. Viele Unterkunftsinhaber sind Europäer und haben ein Konto in Portugal, sodass ihr die Rechnung bequem überweisen könnt. Diese Möglichkeit hat uns letztendlich sehr geholfen und macht die Reise nicht nur sicherer – schließlich möchte niemand ständig mit hohen Bargeldbeträgen unterwegs sein – sondern auch stressfreier!
Sicherheit: Entspannt, aber wachsam
Als zwei alleinreisende Frauen war das Thema Sicherheit für uns stets präsent. Dennoch gilt São Tomé als eines der sichersten Länder Afrikas, und wir haben uns während unserer gesamten Reise sicher gefühlt. Nachts überraschten uns vor allem die vielen Straßenhunde, die manchmal aus den dunklen Gassen hervorsprangen. In Endeffekt waren sie aber eher süß als gruselig. Dennoch gilt, wie überall: Hört auf euer Bauchgefühl, tragt keine Wertsachen offen zur Schau und bleibt wachsam.
Sprache: Portugiesisch ist der Schlüssel
Die Kommunikation kann auf São Tomé & Príncipe eine kleine Herausforderung sein. Mit Deutsch oder Englisch kommt man nicht weit. Da ich kein Sprachtalent bin, war es für mich eine interessante Erfahrung, mich in einer neuen Sprache (oder in meinem Fall eher mit Händen und Füßen) verständlich zu machen. Die Hauptsprachen sind Kreolisch und Portugiesisch, die ich leider nicht beherrsche. Wer jedoch Spanisch oder Französisch spricht, wird es deutlich einfacher haben, sich zurechtzufinden.
Highlights & Sehenswürdigkeiten
1. Ilhéu das Rolas: Insel auf der Äquatorlinie
Ganz im Süden São Tomés liegt die winzige Insel Ilhéu das Rola, direkt auf der Äquatorlinie. Früher gab es hier ein schickes Resort, das mittlerweile geschlossen ist, aber das macht die Insel nicht weniger charmant, vielleicht sogar umso charmanter? Es leben ca. 200 Menschen auf der Insel.
Mit den Booten kommt man von Porto Alegre zur Insel und meist wird der Bootsfahrer eine kleine Tour der Insel geben. Wir liefen vorbei an wilden Scheinen, die zwischen Kokospalmen und Mangobäumen grasten und wanderten an Flaschen von frisch gebrautem Palmwein und Hütten, die Holzschnitzereien verkauften durch den Dschungel bis zum Marco do Äquator, einem Denkmal für die Äquatorlinie und mit einer Mosaik-Weltkarte. Für uns ging es dann wieder zurück an den Strand, wo uns frischer Fisch, fritierte Kochbananen und Gemüse erwartete.
2. Pico Cão Grande: Der dramatische Felsturm

Dieser beeindruckende Vulkankegel ragt wie ein Hochhaus aus dem Regenwald, es sieht fast schon unwirklich aus. Wir haben ihn von der Straße EN-1 auf unserem Weg von Süden in den Norden der Insel bewundert. Es gibt keinen extra Aussichtspunkt, aber die Fahrer wissen, wo sie anhalten können. Und Autos fahren eh nur sehr vereinzelt, deswegen ist es kein Problem anzuhalten, und die Natur ganz in Ruhe zu bewundern (und Fotos zu machen). Wir haben uns sagen lassen, dass es Touren gibt, bei denen man näher an den Pico herankommt und die umliegenden Mangroven sowie den Dschungel erkundet. Für uns war der beeindruckende Anblick aus der Ferne jedoch bereits mehr als ausreichend.
3. Roças: Verlassene Plantagen
Ein Besuch der Roças, der alten Plantagenhäuser auf São Tomé, ist entscheidend, um die Geschichte der Insel zu verstehen. São Tomé war einst einer der größten Kakao- und Kaffeeproduzenten der Welt und spielte eine zentrale Rolle in der transatlantischen Wirtschaft. Die Roças sind Zeugen einer kolonialen Vergangenheit, in der afrikanische Sklaven unter schwierigen Bedingungen arbeiteten.
- Roça Agostinho Neto: Ein Museum, das die Geschichte des Kakaos und des Sklavenhandels erzählt.
- Roça Sundy: Eine historische Kaffeeplantage, die auch Übernachtungsmöglichkeiten bietet.
- Roça São João Angolares: Eine charmante Unterkunft auf einer ehemaligen Plantage
4. Tunél de Santa Catarina
Ganz im Süden der Insel liegt die Gemeinde Santa Catarina, die ihren Namen auch an den einzigen Tunnel der Insel gegeben hat – den Tunél de Santa Catarina. Dieser eignet sich als beeindruckendes Fotomotiv, ist aber auch nicht viel mehr als das. Mindestens genauso beeindruckend fanden wir den Ausflug dorthin und in das anliegende Städtchen Santa Catarina. Die rustikalen Holzhäuser, oft auf Stelzen gebaut und in kräftigen Farben gestrichen, säumen die Straßen. Kinder spielten fröhlich im Fluss, während ihre Mütter am Ufer die Wäsche wuschen
Fazit: Lohnt sich eine Reise nach São Tomé & Príncipe?
São Tomé ist wirklich eine faszinierende Insel, die mit ihrer unberührten Natur beeindruckt. Die tiefgrünen Regenwälder, die einsamen Strände und die Landschaften haben mich sofort in ihren Bann gezogen. Allerdings muss ich sagen, dass die Sprachbarriere und die begrenzte touristische Infrastruktur einige Herausforderungen mit sich bringen können.
Während meines Aufenthalts waren wir oft die einzigen Touristen an vielen Orten, was sowohl Vor- als auch Nachteile hat. Die Ruhe und Abgeschiedenheit sind perfekt für alle, die dem Trubel der üblichen Reiseziele entfliehen möchten. Zudem kann man so wunderbar in die Kultur der Insel eintauchen und – mit ein paar Portugiesisch-Kenntnissen – ins Gespräch mit den Einheimischen kommen. Allerdings gibt es nicht immer viele Optionen für Unterkünfte oder Restaurants.
Wenn du auf der Suche nach einem authentischen Erlebnis bist, das dir die Möglichkeit gibt, in eine neue Kultur einzutauchen, dann sind diese Inseln definitiv eine Reise wert. Für alle, die eher auf Action und Partys aus sind, könnte São Tomé & Príncipe weniger geeignet sein, da das Nachtleben außerhalb der Hauptstadt eher ruhig ist.
Insgesamt kann ich São Tomé & Príncipe für Reisende empfehlen, die Natur und Authentizität schätzen. Es ist ein Ort, an dem du die Seele baumeln lassen und die Schönheit der Natur in vollen Zügen genießen kannst. Wenn du jedoch mehr touristische Annehmlichkeiten suchst, musst du sehr tief in die Tasche greifen und dann sind andere Reiseziele vielleicht besser geeignet.
Ich habe mich in São Tomé verliebt und würde sehr gerne auch Príncipe besuchen. Es ist ein Ort, an dem du die Seele baumeln lassen und die Schönheit der Natur in vollen Zügen genießen kannst. Ich habe dort die beeindruckendsten Strände erlebt und die leckerste Schokolade gefunden, die ich je gegessen habe. Wenn du bereit bist, dich auf das Abenteuer einzulassen, wirst du mit unvergesslichen Erinnerungen und Erlebnissen belohnt – ein wahres Stück Paradies wartet auf dich!